Immer mehr Länder in Europa setzen auf DAB+ und starten mit dem Roll-Out neuer digitaler Programme. Dort, wo DAB+ bereits etabliert ist, hat die Programmvielfalt in den letzten Monaten deutlich zugelegt. Für die Hörer bedeutet das: mehr Vielfalt und klarer, digitaler Empfang. In einigen Ländern ist der Anteil am digitalen Hören im Vergleich zum analogen Empfang bereits so hoch, dass sie den vollständigen Umstieg auf DAB+ planen. Norwegen hat das landesweite analoge Netz schon 2018 abgeschaltet. In 30 europäischen Ländern gibt es bereits Hörfunkausstrahlungen über DAB und/oder DAB+. DAB+ Programme werden in so genannten Multiplexen (Mux) zusammengefasst. Das sind Programmbouquets, die auf einer Frequenz bis zu 16 Angebote vereinen und damit strom- und ressourcensparend im Vergleich zur UKW-Ausstrahlung sind. Hier ein Überblick über die Aktivitäten außerhalb Deutschlands:
Belgien
Nach dem Regelbetrieb in Flandern wurde DAB+ jetzt auch im wallonischen Teil Belgiens eingeführt. Über diesen senden Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks RTBF, des deutschsprachigen Belgischen Rundfunks (BRF) sowie Privatradios.
In Flandern hören 26 Prozent Radio digital, 39 Prozent aller neuen Autos haben DAB+ als Standard eingebaut.
Die flämische Regierung hat beschlossen, UKW zwei Jahre nach dem Zeitpunkt abzuschalten, an dem 50 Prozent des Radiokonsums digital erfolgt. In Flandern gibt es einen Mux des öffentlich-rechtlichen Rundfunks VRT mit zwölf Programmen und einen mit 13 Privatradios.
Dänemark
98 Prozent der Bevölkerung können DAB+ empfangen. In knapp 45 Prozent der dänischen Haushalte steht mindestens ein Digitalradio. Es gibt je einen nationalen Multiplex für das öffentlich-rechtliche Danmarks Radio und Privatradios sowie 13 lokale Muxe.
Die aktuelle Medienvereinbarung des dänischen Parlaments sieht vor, dass die UKW-Ausstrahlung beendet wird, sobald der Anteil des digitalen Radioempfangs 50 Prozent erreicht. Derzeit liegt die Quote bei 28 Prozent.
Frankreich
Nachdem DAB+ unter anderem bereits in den Großräumen Paris, Marseille, Nizza, Lille, Lyon und Straßburg gestartet ist, sollen 2020 mehr als 15 weitere Regionen erschlossen werden. Die Medienbehörde CSA hat einen Plan für den Rollout bis 2023 vorgelegt. Bis dahin soll DAB+ fast flächendeckend verfügbar werden.
Neben den regionalen Netzabdeckungen hat die CSA Lizenzen für zwei nationale Multiplexe vergeben. Sie sollen ab 2020 Ballungsräume und Autobahnen mit 26 Programmen abdecken. Zusammen mit anderen Veranstaltern wollen sich die großen französischen Privatradiogruppen M6 (RTL, Fun Radio, RTL2), Lagardère (Europe 1, Virgin Radio, RFM) und NextRadioTV (RMC, BFM Radio, BFM Business) mit ihren Programmen beteiligen. Auch das staatliche Radio France ist mit den überregionalen Programmen dabei.
Gibraltar
In dem britischen Überseegebiet betreibt das öffentlich-rechtliche Radio Gibraltar einen Multiplex mit drei Programmen. Seit Anfang Oktober 2018 ist mit „The Rock“ das erste Privatradio über DAB+ in diesem Multiplex zu hören.
Griechenland
In Griechenland sind erste Multiplexe im Testbetrieb gestartet. Ein Bouquet mit insgesamt 13 Programmen des Staatsrundfunks ERA ist in weiten Landesteilen zu hören. In Thessaloniki senden auch Privatradios über DAB+.
Großbritannien
In über 60 Prozent der britischen Haushalte steht ein DAB+ Radio. Die Netzabdeckung erreicht rund 97 Prozent der Bevölkerung. Im dritten Quartal 2019 nutzten mehr als 56,8 Prozent der Briten Radio über digitale Verbreitungswege: Anlass für die Regierung, demnächst über den Zeitpunkt eines UKW-Ausstiegs zu beraten.
Das britische Medienministerium hat zudem Konsultationen für den Regelbetrieb mit „Small Scale DAB+“, also kleineren Ensembles mit geringer Sendeleistung, begonnen. Großbritannien will damit den Start von vielen weiteren kommerziellen und nicht-kommerziellen Lokalradios ermöglichen. Schon heute sind auf der Insel mehr als 500 Radiostationen über DAB und DAB+ zu hören. In keinem anderen Land gibt es ein so vielfältiges Digitalradio-Angebot. Immer mehr Veranstalter beteiligen sich an DAB+. Mit LBC News, Absolute 10 und Magic Musicals starteten 2019 weitere überregionale Privatradios im digital-terrestrischen Radio.
Irland
Die Abdeckung erreicht derzeit 56 Prozent der Bevölkerung in den Ballungsgebieten, 17 Prozent besitzen ein DAB+ Radio.
Italien
DAB+ ist in Italien weit verbreitet. 83 Prozent der Bevölkerung können bereits DAB+ empfangen; in Südtirol herrscht Vollversorgung. Hier hat die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) damit begonnen, UKW-Sender aus Kostengründen zugunsten von DAB+ abzuschalten und plant gleichzeitig den weiteren digital-terrestrischen Netzausbau. Auch die Südtiroler Privatradios sind inzwischen fast flächendeckend über DAB+ zu hören, neben deutschen und weiteren internationalen Sendern.
Seit Anfang 2020 werden alle Neuwagen in Italien serienmäßig mit DAB+ ausgeliefert. In ganz Italien können rund 200 Programme über DAB+ gehört werden. Ständig kommen neue regionale Multiplexe hinzu.
Kroatien
Weite Teile des Landes werden – derzeit noch im Testbetrieb – von einem nationalen Multiplex mit zwölf Radioprogrammen versorgt. Seit Anfang 2020 ist der kroatische öffentlich-rechtliche Rundfunk HRT mit drei Programmen beteiligt.
Liechtenstein
Im kleinen Fürstentum werden drei Multiplexe aus der Deutsch-Schweiz verbreitet. Im regionalen Bouquet für die Ostschweiz sendet auch der öffentlich-rechtliche Liechtensteiner Rundfunk Radio L.
Luxemburg
In Luxemburg gab es 2019 Testausstrahlungen über DAB+. Die RTL-Techniktochter Broadcast Center Europe (BCE) möchte nun die betriebsbereiten Sendeanlagen in Dudelange und Hosingen an Interessenten aus dem Ausland vermieten. Pläne für Inlands-Multiplexe gibt es bisher dagegen nicht.
Malta
Der Inselstaat ist ein Pionier im Aufbau eines DAB+ Sendernetzes. Die technische Reichweite von DAB+ beträgt 100 Prozent. Über die beiden nationalen Multiplexe werden 41 Radioprogramme im Simulcast-Betrieb gesendet.
Monaco
Im kleinen Fürstentum gibt es zwei Multiplexe mit insgesamt 16 privaten Radioprogrammen in französischer, italienischer und englischer Sprache.
Niederlande
In den Niederlanden erreichen sowohl die landesweiten Privatradios als auch die öffentlich-rechtliche NPO inzwischen eine Abdeckung von je 95 Prozent. Es gibt einen öffentlich-rechtlichen und einen privaten Multiplex, dazu fünf gemischte regionale Bouquets sowie eine Ballungsraumbedeckung des Veranstalters MTVNL. 2020 ist ein Neuzuschnitt dieser Sendegebiete geplant und mittelfristig ein weiterer nationaler Multiplex für den Privatfunk. Darüber hinaus können lokale Radiosender DAB+ in einem zunächst auf zwei Jahre befristeten Testbetrieb erproben.
In den Niederlanden nutzen 39 Prozent der Bevölkerung digitale Wege zum Radiohören. In 25 Prozent der Haushalte steht mindestens ein DAB+ Gerät, 43 Prozent aller Neuwagen sind mit DAB+ ausgestattet.
Nord-Mazedonien
In Nord-Mazedonien ist im Sommer 2019 ein Multiplex mit Programmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Makedonska radio televizija (MR) in der Hauptstadtregion Skopje gestartet.
Norwegen
Norwegen hat als erstes Land weltweit die nationalen und regionalen UKW-Ketten abgeschaltet. Dabei sind die Reichweiten der Radiosender stabil: 98 Prozent der Hörer sind dem Radio treu geblieben, kauften sich DAB+ Empfänger oder hören jetzt Radio über IP. 99,5 Prozent der Bevölkerung können in Norwegen Digitalradio empfangen, 60 Prozent der Haushalte besitzen ein DAB+ Radio. Landesweit wird ein Multiplex angeboten. Dazu kommen sieben regionale und sieben lokale Multiplexe. In ganz Norwegen sind 108 Hörfunkprogramme empfangbar, 15 davon ausschließlich über DAB+.
Österreich
In Österreich ist ein nationaler Multiplex gestartet, in dem aktuell zehn private Radioprogramme verbreitet werden. In Wien gibt es einen regionalen Mux mit zwölf Programmen. Bis Ende 2021 sollen zunächst die Landeshauptstädte und wichtige Verkehrswege versorgt werden, bei einer geplanten Gesamtabdeckung von rund 85 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Zudem sind weitere regionale Multiplexe in Großstädten wie Linz oder Graz in Planung.
Polen
Das Digitalradio wird in Polen seit 2013 ausgebaut. Bereits jetzt können 56 Prozent der Bevölkerung DAB+ empfangen.
17 regionale Multiplexe von Polskie Radio senden insgesamt 29 Radioprogramme, sieben davon ausschließlich digital. Erste regionale Multiplexe für Privatradios gibt es in Warschau und Breslau, Danzig soll folgen. Der Plattformbetreiber BCAST hat hierfür eine entsprechende Genehmigung erhalten. Zahlreiche weitere regionale Multiplexe befinden sich aktuell in Ausschreibung.
Rumänien
Fünf öffentlich-rechtliche Programme von Societatea Română de Radiodifuziune und ein privates Hörfunkprogramm (Bucuresti FM) sind über DAB+ in der Hauptstadt Bukarest zu hören. Das Bouquet befindet sich noch im Testbetrieb.
Schweden
Neben einem Multiplex von Sveriges Radio (SR), der vorrangig in den Großstädten zu hören ist, hat die Nordic Entertainment Group (NENT) ein nationales DAB+ Paket mit 13 privaten Programmen gestartet. Zu NENT gehören bekannte Radiomarken wie Rix FM, Star FM oder Bandit Rock. Nach dem Start des Multiplex in Göteborg und Malmö wird knapp die Hälfte der Bevölkerung mit DAB+ versorgt.
Schweiz
DAB+ ist erstmals meistgehörter Verbreitungsweg für den Hörfunk in der Schweiz. Das geht aus dem aktuellen vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) und der Arbeitsgruppe Digitale Migration in Auftrag gegebenen Halbjahresbericht hervor.
Demnach nutzen 37 Prozent der 2.800 befragten Radiohörer DAB+. Somit ist die Radio-Technologie zum ersten Mal seit Beginn der Erhebungen 2015 der „meist genutzte Verbreitungsweg“. UKW fiel mit 32 Prozent auf den zweiten Rang zurück, dicht gefolgt von Internetradio mit 31 Prozent. Fast sieben von zehn Schweizern nutzen vorrangig digitale Verbreitungswege, um darüber Radio zu hören. Durch einen weiteren überregionalen Multiplex wird sich die Programmvielfalt in der Deutschschweiz um bis zu 16 Hörfunkprogramme erhöhen. Heute sind in der Schweiz mehr als 140 Sender über DAB+ zu empfangen.
Nach aktuellem Stand soll der UKW-Hörfunk in der Schweiz bis spätestens Ende 2024 abgeschaltet werden. Die Eidgenossen wären damit nach Norwegen das zweite Land, das sich vom analogen Hörfunk verabschiedet. Um diesen Umstieg zu begleiten, hat die BAKOM eine Informationskampagne gestartet. Seit Pfingsten 2017 wirbt man crossmedial unter dem Motto „Radio zieht um.“ Seit Anfang 2020 wird die Kampagne durch neue Motive erweitert und der Umstieg medial breit vorbereitet.
Serbien
In Serbien werden inzwischen fast 80 Prozent der Bevölkerung mit einem Multiplex versorgt, der sich aktuell noch im Testbetrieb befindet. Das Angebot von bisher drei Programmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Radio-Televizija Srbije soll demnächst ausgebaut werden – auch mit Privatradios.
Slowakei
In der Slowakei befinden sich zwei Multiplexe von Towercom und AVIS im Testbetrieb. Aktuell werden 36,1 Prozent der Bevölkerung mit öffentlich-rechtlichen und privaten Hörfunkprogrammen über DAB+ versorgt.
Slowenien
In der früheren jugoslawischen Teilrepublik ist ein Multiplex mit 16 Privatradioprogrammen zu hören, 14 im Simulcast mit UKW und zwei ausschließlich digital. 73 Prozent der Haushalte und 89 Prozent der Autobahnen sind versorgt. Für das nationale Ensemble „DAB+ R1“ haben sich acht Radioveranstalter mit insgesamt 11 Programmen beworben.
Spanien
In den Großräumen Madrid und Barcelona sind je zwei Multiplexe in Betrieb. Einer mit vier Programmen von Radio Nacional de España (RNE) sowie zwei Privatradios und ein weiterer mit sieben kommerziellen Programmen.
Obwohl es noch keinen nationalen Plan für die Einführung von DAB+ gibt, will die spanische Autonome Gemeinschaft Navarra im Norden Spaniens Sendeplätze für DAB+ ausschreiben. Testausstrahlungen für DAB+ gibt es ferner an der Costa del Sol (Marbella) sowie auf den zu Afrika gehörenden Kanaren-Inseln Teneriffa und Gran Canaria.
Tschechien
In Tschechien ist ein umfassender Netzausbau erfolgt: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk Český rozhlas (CR) erreicht nun 80 Prozent der Bevölkerung mit seinen Programmen über DAB+. Bis Ende 2020 sollen es sogar 95 Prozent sein.
Neben Český rozhlas betreiben Teleko und RTI lokale, gemischte Multiplexe (öffentlich-rechtlich und privat) in elf Regionen. In der Hauptstadt Prag gibt es zudem einen weiteren Mux mit zehn Privatradios.
Türkei
In vier türkischen Regionen, unter anderem in den Großstädten Ankara und Istanbul, gibt es einen Multiplex des staatlichen Rundfunks TRT mit acht Programmen im Testbetrieb. Aktuell werden 25 Prozent der Bevölkerung erreicht.
Ukraine
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind vier staatliche und zehn Privatradios auf DAB+ in einem regionalen Multiplex zu hören.
Ungarn
In der Hauptstadt Budapest gibt es einen Multiplex mit drei öffentlich-rechtlichen und vier privaten Hörfunkprogrammen im Testbetrieb.
Vatikan
Für den Großraum Rom betreibt Radio Vatikan einen Multiplex mit vier Programmen in unterschiedlichen Sprachen.
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Über DAB+: Digitalradio DAB+ ist der überall frei empfangbare Radiostandard von heute, der die analoge Frequenzknappheit beendet. DAB+ folgt auf UKW und verbindet den klassischen Radioempfang ohne Internetkosten mit der Vielfalt digitaler Programmangebote. Alle öffentlich-rechtlichen und immer mehr private Radiosender strahlen Programme über DAB+ aus, wobei die Zahl der Angebote, die nur über DAB+ verfügbar ist, ständig wächst. Nach Beschluss von Bund und Ländern wird das Geräteangebot ab dem 21.12.2020 auf Digitalradio umgestellt. Das gilt für Neufahrzeuge und handelsübliche Radios. Das Gesetz kann Verbraucher vor falschen Kaufentscheidungen schützen und die Marktdurchdringung mit DAB+ Geräten fördern. Alle DAB+ Radios haben UKW inklusive.
Über uns: Das Digitalradio Büro Deutschland mit Sitz in Berlin ist eine Gemeinschaftsinitiative des Vereins Digitalradio Deutschland, also ARD, Deutschlandradio, privaten Radioveranstaltern, Geräteherstellern und Netzbetreibern, die sich zum Ziel gesetzt haben, Digitalradio DAB+ in Deutschland zu etablieren. Das Digitalradio Büro informiert die Öffentlichkeit über die Möglichkeiten und die Einführung von DAB+ in Deutschland. Der Zugang zum Digitalradio Deutschland e.V. steht allen Marktteilnehmern offen, die sich für DAB+ engagieren. Weitere Informationen zu DAB+ unter dabplus.de.
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Carsten Zorger
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