Der digitale Rundfunkstandard DAB+ ist nicht einfach nur mehr Radio – so wie der Claim es vorgibt. Nein, dieses Mehr an Radio – besserer Klang, größere Auswahl, zahlreiche Zusatzdienste – wird auch noch durch ein Weniger an Energieverbrauch realisiert. Die Digitalisierung macht’s möglich. Aber der Reihe nach.
Das System Radio braucht Energie an drei wesentlichen Stellen.
1. Im Studio, wo der Content produziert wird.
2. Bei der Ausstrahlung des Programms von einem Funkmast.
3. Beim Empfang der Signale mit einem Gerät.
Weil der erste Punkt auch beim analogen Radio (UKW) anfällt, können wir uns für den besseren Vergleich auf die Punkte 2 und 3 konzentrieren.
Ausstrahlung vom Funkmast
Bei der Ausstrahlung des Programms von einem Funkmast erzielt DAB+ die größten Energieeinsparungen gegenüber UKW. Das geht schon bei der Hardware los. Der analoge Rundfunk braucht pro ausgestrahltem Programm eine Antenne. Bei DAB+ können bis zu 16 Programme von einer einzigen Antenne ausgestrahlt werden. Das bedeutet nicht nur, dass mit weniger Antennen mehr Programm zur Verfügung steht, sondern auch, dass anteilig pro Radiosender weniger Energie für die Ausstrahlung des Programms gebraucht wird.
Stellvertretend für andere Rundfunkanbieter hatten der Bayerischer Rundfunk als ö.-r. Vertreter und Antenne Bayern als privater Anbieter das konkrete Sparvolumen in einer Studie kalkuliert. Gegenüber den Energiekosten für reine UKW-Verbreitung würde der Bayerische Rundfunk mit einer reinen DABV+ Verbreitung 75 Prozent sparen, Antenne Bayern sogar 85 Prozent. Weitere Ergebnisse dieser Studie finden Sie hier: https://www.blm.de/files/pdf2/green-radio-studie_digital.pdf
Diese Zahlen wären auch unabhängig von einer Energiekrise überzeugend. Vor dem Hintergrund der aktuellen Klimaentwicklung allerdings empfehlen sie DAB+ als eindeutig umweltfreundlicher.
Empfang mit einem Gerät
„Mein alter Weltempfänger – sechs Wochen Sommerferien hat der mit nur zwei Batterien durchgehalten.“ Das ist natürlich Radio-Latein. Zwar verbraucht ein DAB+ Chip in der Regel mehr Energie als ein reines UKW-Radio. Der Unterschied ist allerdings so gering, dass erstens die gewaltigen Einsparungen bei der Ausstrahlung trotzdem Bestand haben; und dass zweitens dieser Vergleich nur Geräte mit Baujahr 2013 oder jünger betrifft. Dank der europäischen Regeln für den Energieverbrauch bei elektrischen Geräten aus dem Jahr 2013 weisen so gut wie alle älteren Geräte eine schlechtere Energiebilanz als DAB+ Geräte auf. Eine von der BBC beauftragte Studie hat dazu eindeutige Ergebnisse präsentiert: https://www.dabplus.de/2020/11/09/dab-als-gruenes-radio-bbc-untersucht-energieaufwand-bei-terrestrischer-verbreitung/.
Man kann es drehen und wenden wie man will – DAB+ bleibt die energieschonendere Technologie.